Der Mond im
Visier der Forscher
Ein
kosmischer Katzensprung
Die erste bemannte Landung auf dem Mond liegt mehr als 32 Jahre zurück, und dennoch ist der Mond für irdische Wissenschaftler in vielerlei Hinsicht immer noch ein Rätsel. Wichtige Fragen sind nach wie vor unbeantwortet: Ist der Mond wirklich nur ein Teilstück unseres Heimatplaneten, der bei einer Kollision mit einem anderen Himmelskörper herausgerissen wurde? Wieso ist die Gesteinskruste auf der Mondrückseite fast doppelt so dick? Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt der internationalen Tagung "New Views of the Moon", die vom 14. bis 16. Januar im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof stattfindet.
Geheimnisvolles Mondgestein
Für die Wissenschaft ist der Erdtrabant nach wie vor Gegenstand intensiver
Forschungstätigkeiten, denn auch 30 Jahre nach den sechs bemannten
Apollo-Mondlandungen dauert die wissenschaftliche Auswertung von knapp 400
Kilogramm zur Erde gebrachtem Mondgestein noch an. Es liefert wertvolle
Informationen über die thermische Frühgeschichte des Mondes und der Abfolge
geologischer Prozesse.
Die
Erkundung geht weiter
Auf der Berliner Mond-Tagung werden die Wissenschaflter auch ihre geplanten
Experimente für Mondmissionen vorstellen. Hierbei sind insbesondere zu nennen
die für 2003 geplante Mission "Smart-1" der europäischen Weltraumbehörde Esa
sowie die beiden japanischen Missionen "Lunr-A" und "Selene" (2002 bzw. 2003).
Auch wenn der Mond zurzeit vor allem von wissenschaftlichem Interesse ist, so
ist dennoch vorstellbar , dass er einst das Ziel von kommerziellem Abbau
seltener Bodenschätze wie zum Beispiel von Titan sein wird. Denn schließlich ist
der ständig um uns kreisende Begleiter "nur" knapp vierhunderttausend Kilometer
entfernt - verglichen mit allen anderen Himmelskörpern geradezu ein kosmischer
Katzensprung.
Astronomen
planen Mondteleskop
Letzte Bastion der Stille
Auf der Suche nach einer ungestörten Arbeitsumgebung haben Astronomen den Mond für sich entdeckt. Der Wissenschaftler Claudio Maccone untersucht für die International Academy of Astronautics die Möglichkeit, ein Radioteleskop auf der Rückseite des Mondes zu bauen. Dies berichtet die Zeitschrift New Scientist in ihrer Online-Ausgabe.
Massiger
Mond als Schutzschild
Dass die Astronomen am liebsten hinterm Mond arbeiten würden, hat Gründe: Der
Erdtrabant könnte als massives Schutzschild dienen, welches das Teleskop von der
Radiostrahlung der Erde abschirmt. Zudem könnten die Astronomen von dort
niedrigfrequenzigen Radiowellen lauschen, die nicht in die Erdatmosphäre
eindringen.
Gutes
Geschäft für Grundstücksmakler
Maccone vom Centre for Astrodynamics in Turin hat sogar schon ein passendes
Grundstück ausgesucht. Ein 100-Kilometer-Durchmesser Krater namens Daedalus soll
genug Platz bieten. Der drei Kilometer hohe Kraterrand könnte zudem verirrte
Radiosignale, die sich auf die Mondrückseite stehlen, abblocken.
Sonde auf
der Suche nach Ruhe
Maccone ist von der Realisierbarkeit seines Projektes überzeugt und will seine
Ergebnisse beim International Astronautical Congress im Oktober 2002
präsentieren. Wenn sein Entwurf dort auf Zustimmung stößt, wäre der nächste
Schritt der Bau einer Sonde, die im Mondorbit untersucht, ob es die Ruhezone
auch wirklich gibt.
Der lange
Weg zum Mondteleskop
Allerdings dürfte es bis zum Bauplatz auf dem Mond noch ein langer steiniger Weg
sein. Schon die rechtliche Frage, wer ein solches Projekt genehmigen müsste, ist
völlig ungeklärt. Selbst Maccone gibt zu, dass die Umsetzung wohl mindestens 15
Jahre dauern wird, von den immensen Kosten ganz zu schweigen. Ohne die
Unterstützung einer der großen Raumfahrtorganisationen wie der Nasa oder Esa
dürfte die Idee wohl ein Traum bleiben.